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Erlebnisbericht von Inge Harnisch

Die fünf Optiker unseres Teams bei dieser Reise


Gottes Wirken in Tobolevka

Tobolevka – ein Dorf im Nirgendwo, am Ende der Welt. Das nächste Dorf ist mindestens eine Stunde Holperweg entfernt. Hinter den schneebedeckten Bergen ist schon die chinesische Grenze. Idyllisch von Flüssen, Sumpflandschaft, Hügeln und Bergen umgeben, ist das vormals blühende Dorf dem Verfall preisgegeben.

„Wir alle im Dorf brauchen Gott!“ Valentina, eine resolute Frau im besten Rentenalter – früher Buchhalterin – pflegt Kontakt zu ihrer früheren Klassen­kameradin Nina aus Deutschland. Eines Tages erzählt Nina ihrer Freundin Valentina, dass sie zum Glauben an Jesus Christus gefunden hat und wie sie seitdem glücklich geworden ist. „Das brauche ich auch“, meint Valentina. „Wir alle im Dorf brauchen Gott, aber die nächste Kirche ist Stunden entfernt.“ „Ihr braucht keinen Priester, ihr könnt auch so zu Jesus beten und Bibel lesen. Er ist überall“, beginnt Nina zu erklären. Und es entsteht eine immer enger werdende Verbindung.


Vor allem als Nina von der Armut im Dorf erfährt (die Kinder konnten im Winter mangels warmer Kleidung und Schuhe nicht zur Schule gehen) und beginnt, regelmäßig Pakete zu schicken. Und nun sind wir hier. Auf Ninas Bitte, auch dieses Dorf mit unserem Optiker- und Kinderteam zu besuchen. Mit Brot und Salz und Tränen in den Augen empfangen wurden wir von Valentina und ihren Freundinnen.


Die Sehtests und die Bewirtung finden im neu gebauten Schulgebäude statt. Nach einem langen Nachtflug, kaum Schlaf und siebenstündiger Busfahrt, die Koffer unausgepackt im Schulflur, soll es los gehen. Das Optikerteam ist tapfer und packt es an. Heute soll „nur“ die Schulbeleg­schaft untersucht werden.

Das gesamte Team und einheimische Mitarbeiter


 „Heute ist der schönste Tag meines Lebens!“

Nach einigen Überlegungen entscheiden Stephan und ich, auch für die Kinder etwas anzubieten. Ein, zwei Anrufe der Organisatorinnen vor Ort und die Kinder strömen in Scharen herbei. Bastelmaterial, Prixeln, Kettenbasteln, Malen, Wurf- und Ballspiele – alles kommt an! Immer wieder erstellen die Jungs und Mädchen wunderschöne Kreationen und beschenken uns damit. Nur, um mit einer Umarmung belohnt zu werden. Selbst über die Sticker herrscht eine so große Freude, dass einer nach dem anderen beschließt: „Ich will auch nach Germania, da gibt es so schöne Sachen.“ Und ein Mädchen ruft: „Heute ist der schönste Tag meines Lebens!“ „Wann seid ihr morgen da? Schade, wir haben Schule, aber wir kommen nach der Schule um 14 Uhr.“



 Essen „auf Pump“

 Unser Team wird von gastfreundlichen ortsansässigen Familien zum Teil in einfachsten Lebensverhältnissen in ihren Häusern aufgenommen. Obwohl wir bereits in der der Schule zu Abend gegessen haben, wird noch einmal groß aufgetischt – zum Teil Köstlichkeiten, die – wie wir später erfahren – „auf Pump“ im Dorfladen gekauft wurden. „Kommt zum Tee-Trinken“, drängen sie uns. Und die Banja wird ebenfalls angeschürt. Was für eine Wohltat! Müde, aber dennoch dankbar und gerührt von allem Erlebten, fallen wir schon am frühen Abend in einen tiefen Schlaf. Uns eint die Liebe Gottes und die Liebe zu den Menschen.

Am nächsten Morgen spüren wir die frische Kälte, die von den hohen Bergen ins Dorf kommt, schon fast nicht. Am Frühstückstisch genießen wir im Team eine innige Gemeinschaft mit Gottes Wort und untereinander. Wir nehmen uns Zeit für eine kleine Vorstellungsrunde – zum ersten Mal seit dem Flug. Egal, dass draußen schon eine Menge Menschen warten. Viele von uns kennen einander kaum. Uns eint aber die Liebe Gottes und die Liebe zu den Menschen, die IHN brauchen. Jeder kommt aus anderen Teilen Deutschlands, Russlands oder Kasachstans: Ultaij, unsere 68-jährige junggebliebene kasachische Missionarin ist auch wieder dabei und leistet unschätzbar wichtige organisatorische und vermittelnde Dienste. Gottes Liebe beginnt zu fließen. Lachend, scherzend, erfüllt voller Tatendrang gehen wir danach ans Werk, begrüßen die schon fast ungeduldig wartenden Menschen. Und das erste Wunder geschieht: Gottes Liebe beginnt zu fließen, zu strahlen und Gesichter, sowie Herzen zu schmelzen zu beginnen. Nachdem dann noch Geigenklänge die Atmosphäre erhellten, und die zum Teil schwerst augenleidenden Menschen ungeachtet ihres Standes oder Aussehens gleich liebevoll vom Optikerteam geduldig behandelt und beraten werden, hören wir immer wieder dieselbe Frage: „Wie kommt es, dass ihr uns aus Deutschland kostenlos mit Brillen versorgt? Wir könnten uns diese nie leisten.“ „Weil Gott uns liebt, lieben wir auch Sie“, ist immer wieder unsere Antwort. „Ihr verbreitet so viel positive Energie“.


Auch im Kinderteam ist die ersehnte Ruhephase mitnichten in Aussicht: Kinder, die zur Untersuchung zum Teil aus anderen Dörfern anreisten und deswegen schulfrei bekamen, ein vorwitziges kleines Vorschulmädchen, dass mich sofort an die Hand nahm und fast nicht mehr losließ und eine ganze Klasse, die wegen Lehrerausfall schulfrei hatte. Und immer, wenn die Pausenglocke klingelt, strömen die Kinder an unsere Mal- und Basteltische. Die Lehrer haben nichts dagegen, schauen selbst nach oder fragen nach, was hier geboten wird. Wie wir später erfahren, bieten auch sie immer wieder interessante außerschulische Aktivitäten und Bastelangebote an, aber da kommen die Kinder nicht gerne hin. „Und hier – sie hängen an euch! Ihr verbreitet so viel positive Energie“ (so nennen sie es), das zieht die Kinder an.“

Es sind also nicht die Angebote oder Attraktionen, es ist die Liebe Gottes, die diese Anziehungskraft ausübt! Religion oder Gottesbeziehung zum himmlischen Vater? Im Dorf geschieht unterdessen weiter Erstaunliches: Unser Teamleiter Alexander wird zu Valentina gerufen. Dort treffen sich einige Frauen und Männer, die geistliche Fragen, Fragen zum Glauben haben. Eine Frau kam aus einem Nachbardorf extra angereist. Sie ist Buddhistin und wurde von ihrem Dorf abgesandt, um zu prüfen, ob die Deutschen keine Sekte herbringen. Alexander und zwei Mitarbeiter ließen die Versammelten erst einmal von sich erzählen. Was sich herausstellte: Alle haben eine unerwartet große Sehnsucht nach Gott. Alexander erklärt den Anwesenden mit muslimischem, orthodoxem und buddhistischem Hintergrund den Unterschied zwischen Religion und der Gottesbeziehung zum himmlischen Vater, der uns über alles liebt und uns nahe kam durch Jesus, seinen Sohn. Als er ein Übergabegebet anbot, beteten alle Anwesenden mit. 40 Jahre lang auf der Suche nach etwas, das meine Leere füllt.

Und am letzten, darauffolgenden Tag, erzählten sie unter Tränen, was Gott in ihren Herzen bewegt hat. Die buddhistische Frau, inzwischen wieder zuhause, war per Telefon zugeschaltet und überschlug sich fast vor Rührung: „40 Jahre lang war ich auf der Suche nach etwas, das meine Leere füllt. Und jetzt bin ich so voll von Liebe Gottes, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich habe in euren Augen voller Liebe und durch eure guten Taten Gott erlebt!“

Eine Lehrerin erzählte: „Wir haben einander nicht mehr gesehen vor lauter Sorgen und Problemen, die uns bedrückten. Ihr habt uns wieder Lebensfreude, Liebe und Hoffnung gebracht. Die Kinder – wir alle – lieben euch! Wir haben durch euch wieder Flügel zum Leben bekommen.“

Eine der Köchinnen, eine muslimische Kasachin, kam dazu und erzählte: „Ich habe meiner Familie erzählt, wie ihr voller Freude Herzlichkeit und Liebe zueinander und zu anderen seid. Und dass ihr immer vor dem Essen betet. Jetzt wollen wir auch zu Jesus beten.“

Eine andere Frau sagte: „Wir haben euch beobachtet – ihr könnt euch über alles freuen. Und wir leben inmitten der Schönheit, und sehen nichts.“ Russische Lieder am Lagerfeuer Auch am Lagerfeuer am Vorabend ergaben sich gute Gespräche mit Dorfbewohnern. Eine Frau sagte: „Ich habe verstanden, dass man ohne auswendig gelernte und vorformulierte Gebete zu Gott reden darf.“ Inzwischen wurden Lieder am Feuer gesungen. Alte russische Lieder. Christliche Lieder. Besonders da waren alle sehr aufmerksam und lauschten genau den wunderschönen Worten der christlichen Poeten über Gottes Liebe, die weiter und tiefer ist als jeder Fluss (wie passend hier in Flussnähe), die den sucht, der ihn verschmäht, und ohne den es kein Leben gibt! Zum Abschluss ein Ostergottesdienst in der Schule. Schon seit dem zweiten Tag winken uns alle Dorfbewohner zu, wo wir entlanggehen, Traktoren machen uns Platz und halten für uns an.

Hoffnung für Kasachstan – hier ist sie wahr geworden, ein Funke ist entstanden. Gottes Liebe traf auf vorbereiteten Boden. Unter Tränen wurden wir verabschiedet. Es gab auf Wunsch der Dorfbewohner sogar noch einen Ostergottesdienst (6. Mai ist das orthodoxe Osterfest) in der Schule, zu dem auch alle Kinder kamen und ein Lied beitrugen, das wir vorher mit ihnen eingeübt hatten. Und auch hier kam noch eine Frau zum Glauben und nahm Jesus an.

 

Gott arbeitet hinter den Kulissen - Der Tag in Zhalangash

Zhalangash - die grünste Landschaft Kasachstans mit den besten Kartoffeln, das weiß man in ganz Kasachstan. Hier bleibt es immer grün und verhältnismäßig kühl - das macht diesen Ort für das ausgetrocknete Steppenklima im Sommer zu einem beliebten Erholungsort! Das Essen ist nicht ganz so üppig und fettig. Wir sind hier in einer Rehabilitationsklinik untergebracht. Die Patienten wurden uns zuliebe größtenteils ausquartiert. Wir haben große, saubere Zimmer und bekommen ausreichende Kost - nicht ganz so üppig und fettig, wie wir es gewohnt sind, aber das tut unseren zum Teil angeschlagenen Mägen ganz gut. Das halbe Team aus Tobolovka ist mit einem Virus befallen, die Busfahrt ist für einige eine wahre Tortur. Es tat sehr gut noch am Vortag in den Nationalparks ein wenig von Gottes Schönheit auftanken zu können.

Am Vormittag ging es chaotisch zu. Anders als wir es gewohnt sind, fehlt uns hier der Ansprechpartner. Erst heute Morgen kurz vor Beginn erfuhren wir, dass der Chefarzt per WhatsApp über die Brillenaktion informiert und eingeladen hatte. Der nächste Optiker ist Hunderte von Kilometer entfernt. Deshalb könnt ihr euch vorstellen, welch ein Andrang von früh morgens an war. Einige baten, sie vorzulassen, sie müssten noch zur Arbeit. Andere kamen mit schwersten Augenleiden und erwarteten auf der Stelle operiert zu werden. Und die meisten sprachen kein Russisch (mehr), Kinder lernen zum Teil nur noch Kasachisch.


Auch heute regierte Gottes Friede

Zum Glück haben wir Ultai, die mit ihrem Organisationstalent und ihrer Sprachkenntnis trotz fehlender Listen irgendwie ein System erschuf, bei dem irgendwann jeder Gehör finden konnte. Aber auch heute regierte Gottes Friede und Liebe und brachte wiederum viele Menschen zum Strahlen. Jeder ging mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Viele wollten sich mit uns fotografieren lassen, einer packte sich Anna und tanzte mit ihr, als Inge Geige spielte. Immer wieder hörten wir Rachmed, danke schön!“ und immer wieder wurden wir umarmt.

 


 



































Das Klinikteam fasst Vertrauen 

Das Kinderteam hatte an den kasachischen Kindern und Jugendlichen ihre helle Freude. Nicht nur die Kinder, sondern auch Erwachsene spielten und bastelten gerne mit: im Wartebereich, auf dem Klinikvorplatz und auf einer überdachten Tischgruppe, wo wir einige Bastel- und Malsachen anboten. Bis der Platzregen am Nachmittag einsetzte. Und Alexander konnte mit einigen Menschen beten. Das ganze Klinikteam ist uns außerordentlich wohlgesonnen, vor allem aber ein Chirurg, der in einem benachbarten Raum praktizierte und mit dem sich gute Gespräche ergaben. Wir hoffen, bei einem unserer nächsten Einsätze hier - die Not ist sehr groß - ihn als unseren künftigen Ansprechpartner gewonnen zu haben.

 











 „Es könnte nicht besser von Gott geplant worden sein!“ 

Sonst ergaben sich nur kleine Gespräche, kurze Gebete für einige Menschen, die von ihrer Not erzählten, aber wir glauben und hoffen, dass Gott auch hier Herzen für sein Evangelium weich gemacht hat.

Am nächsten Morgen bei Frühstück und Andacht staunten wir über das, was der kasachische Pastor erzählte: „Paulus Pläne wurden durch Gott immer wieder durchkreuzt. Auch wir waren vor fünf Jahren schon einmal in dieser Gegend und hatten nicht viele Menschen erreichen können. Für euch erschien es unorganisiert und chaotisch, ich selbst wusste nicht, dass es hier so sein wird. Aber im Rückblick kann ich bezeugen, es könnte nicht besser von Gott geplant worden sein! Ich hätte nur vielleicht 100 Menschen aus diesem Dorf einladen können. Durch die WhatsApp Nachricht kamen 180 Menschen aus fünf Dörfern. Es entstanden bereits Gespräche, aber ich werde in einem Monat 146 Brillen in persönlichen Besuchen verteilen dürfen. Außerdem muss ich am nächsten Sonntag über Apostelgeschichte 16 predigen, und habe Dank eures Dienstes schon die ganze Predigt fertig. Somit sind, wie man in Kasachstan sagt, drei Hasen auf einem Fang geschnappt worden!“ Wir brauchen weiter eure Gebete!

Heute sind wir sehr früh losgefahren zu den nächsten Einsatzgebieten, bei denen wir wieder in zwei Teams unterwegs sind. Wir haben es genossen, hier als ganze Mannschaft zusammen sein zu dürfen. Wir spüren und brauchen weiter eure Gebete, viel Weisheit und Gottes Leitung, um Seine Liebe den Kasachen nahebringen zu können.


Inge Harnisch

 



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